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Sonntag, 28. November 2010

Motorflieger-Ferien an der Atlantikküste Frankreichs.

Die Pointe du Hoc -
einer der am härtesten umkämpften Orte
während der allierten Invasion der Normandie.
Genau hier sind am Tag der Landung am Horizont über 5'000 Schiffe
unvermittelt aus dem Morgennebel aufgetaucht.



Alles online.
Den Motorflieger habe ich vorsichtshalben ab Dienstag für die ganze Woche reserviert. Abzuliefern ist er am Samstag. Dazwischen sollte eine gemütliche Familien-Motorflugreise an die Atlantikküste liegen - mitten ins Hochdruckgebiet hinein.

Im Internet findet ich bei 'chambres d'hôtes de charme' nicht nur ein gleichzeitig freies wie flottes Hotel, sondern gleich ein kleines Schloss in der Normandie - und das am Vortag des geplanten Abfluges.

Flugplan, Zoll-Anmeldung, Flight-Log usw. benötigen zwar etwas Zeit, dafür starten wir am Dienstag bestens vorbereitet zum 3 1/2-Stunden-Flug nach Caen an der Kanalküste. Vom Zoll kam wieder mal niemand vorbei. Mit von der Partie sind dafür Deborah und Brigitte. Unsere Kleinste macht es sich in 'der zweiten Reihe' mit Kissen und Wolldecke gemütlich, Brigitte hilft beim Navigieren. Das war schon schwieriger als heute - besser könnte die Sicht am wolkenlosen Himmel (und das zwischen Mollis und dem Kanal) gar nicht sein.

Ereignisloser Flug.
Der Flug führt westlich der CTR Zürich vorbei nach Basel. Von da aus über endlos scheinende Flach-Land-Schaften... ja, jetzt wissen auch wir, warum Frankreich ein Landwirtschafts-Land ist... südlich am Pariser Luftraum-Puzzle vorbei. Die Kathedrale von Chartres ist heute ebenso leicht zu erkennen wie die Schloss-Anlagen von Versailles. Über der Hauptstand der 'Grande Nation' ist der Luftraum dicht mit Schwermetall gefüllt. Aus 30 km Distanz können wir schön zusehen, wie die Airliner im Minutentakt in die Luft gespickt werden. Bis auf das Umfliegen eines kleinen militärisch genutzten Luftraumes funktioniert alles ereignislos. Nach etwas mehr als drei Stunden nehme ich nach dem Flug über die 'Ile de France' die Anflugkarten von Caen zur Hand. Der Controller beharrt anfangs in vertraut französischer Sturheit darauf, dass ich trotz Aktualisierung vor 24 Stunden alte Anflugkarten auf meinem Knie hätte. Der Fall lässt sich dann am Boden berichtigen, nachdem ich am Funk ebenfalls etwas renitent darauf beharre, erstens das richtige, aktuelle Kartenmaterial zu verwenden und zweitens solche Diskussionen grundsätzlich nicht im Landeanflug zu führen gedenke. Alles eine Frage des Selbstvertrauens! Letztlich stellt sich heraus, dass die französischen Behörden die letzten Änderungen vor drei Monaten offenbar noch nicht überall hin weitergeleitet haben. So ein Stressaberauchdendiehaben. Jedenfalls nicht zu Jeppesen, die weltweit das Kartenmaterial vertreiben. Am Ende finden auch wir in der etwas unübersichtlich grossen Parkplatzwiese ein gutes Plätzchen für den HB-KFM. Wir sind die einzigen Kleinflieger auf dem riesigen Gelände.

George W. Bush war auch hier.
Die Nähe unseres Zielflugplatzes zu den geschichtsträchtigen Landungsstränden der Alliierten bei der Invasion Europas macht sich schon im C-Büro von Caen bemerkbar. Airforce One mit Mr. President war auch schon hier. Vermutlich am kürzlich gewesenen Jubiläum der Invasion.

Schneewittchensarg.
Wir holen mit dem Taxi unseren reservierten Schneewitchensarg in der Stadt bei der Autovermietung ab. So hiess früher ein bestimmtes Volvo-Modell mit viel Glas am Heck, das in einem James-Bond-Streifen berühmt wurde. Die aktuelle Version des Fahrzeuges ist zwar ebenso elegant wie das Original, aber praktisch ohne Kofferraum. Jedenfalls haben wir Mühe, unsere wenigen Koffer ins Wägelchen zu packen. Es geht eigentlich nur, wenn man die Kofferraum-Abdeckung komplett demoliert, achnein, demontiert.

Tschagguhsi.
Wir fahren gemütlich an der Peripherie von Caen vorbei Richtung Kanalküste zu unserem Schlössli. Das übertrifft dann unsere Erwartungen erheblich. Ein freundliches Eigentümer-Ehepaar, ein auf Pferdesport spezialisierter Journalist mitsamt einem gepflegten Anwesen warten auf uns. Dazu gehört auch ein Jaccuzi. An dem hat besonders Deborah ihre Freude. Wir bringen sie kaum mehr aus dem Sprudelbad heraus, wenn sie mal drin ist. Was jeden Abend passiert. Am Ende verlängern wir unseren Aufenthalt um einen Tag. Und eigentlich würden wir gern wieder mal dorthin reisen - es ist einfach etwas weit, wenn man nicht fliegen kann.

In Reih und Glied.
Während der drei Tage in der Normandie schauen wir uns in aller Ruhe den östlichen Teil der alliierten Landungsstrände, die riesigen Soldatenfriedhöfe und Schlachten-Gedenkstätten an. Es ist unglaublich eindrücklich. Der Strom der Besucher aus aller Welt scheint denn auch nie zu versiegen. Überall treffen wir auf (meist englisch-sprechende) Reisegesellschaften, Schulklassen und viele Urgrossväter mitsamt zwei Folge-Generationen ihrer Familie im Schlepptau, die den Ort ihrer schlimmsten Kriegserlebnisse nochmals anschauen wollen. Zu den speziell eindrücklichen Orten gehört der US-Soldatenfriedhof. Soweit das Auge reicht, reihen sich weisse Kreuze, fein säuberlich aufgereiht, kein Rasenhalb ist zu hoch, alles ist bestens gepflegt. Tausende von US-Soldaten-Namen stehen auf diesen weissen Kreuzen. Sie alle haben für ein freies Europa den höchstmöglichen Preis bezahlt. In den Hotels und Restaurants der Gegend werden wir den Eindruck nicht los, dass dieser Teil Frankreichs noch heute den GI speziell dankbar ist.

Holpriges Rückseitenwetter.
Wir fliegen nach diesem geschichtlichen Vollbad zwei Tage später weiter. Diesmal geht's von Caen aus der Kanalküste entlang bis nach Sainte-Mère-Eglise. Das ist jene Ortschaft, an deren Kirchturm ein GI als einziger seiner Kompanie die Landung überlebt hat. Zwar stocktaub, weil er stundenlang zwei Meter neben den ständig Alarm-läutenden Kirchenglocken an seinem Fallschirm gehangen hat - aber er hat die heftige deutsche Gegenwehr überlebt, weil er sich dort oben tot gestellt hatte.

Weiter führt der Flug zum Mont-Saint-Michel. Der Felsendom steht heute nicht mehr im Meer, sondern hauptsächlich im Marschland, aber trotzdem nur über eine schmale Zufahrtsstrasse erschlossen. Der Überflug ist verboten, daran halten wir uns selbstverständlich. Die starke Rückseiten-Thermik schüttelt uns heftig durch. Brigitte wird zusehends bleicher, hält aber feste durch.

Zum Glück ist es nicht mehr weit bis nach Quiberon, der wunderschönen Segler- und Fischer-Halbinsel im Atlantik. Die ist heute unser Ziel. Das ist ein netter (kurzer) Flugplatz unmittelbar am Meer. Man soll sogar direkt zu Fuss von dort aus ins nahe Hotel spazieren können, so dicht sei hier alles beisammen.

Wieder auf dem Lande.
Die Funkerei und der Anflug gestalten sich, verglichen mit dem Süden von Paris, vergleichsweise einfach. Auch Parkplatz ist ausreichend vorhanden. Das ist offenbar nicht immer so, an bestimmten Weekends soll hier alles bis auf den letzten Platz gefüllt sein. Paris ist ja nicht allzuweit. Und der eine oder andere reiche Franzose leistet sich bestimmt den Spass, in der eigenen Maschine hierher zu fliegen.

Hotel Europa.
Wir verbringen in einem modernen Hotel direkt am Meer ein paar herrliche Ferientage. Deborah findet das Hotel noch heute das beste von allen. Mir bleibt vor allem mein erster verspiesener Hummer in Erinnerung. Bewaffnet mit allerhand Spezialwerkzeug, arbeitet man sich da während längerer Zeit durch die essbaren Teile des Krustentieres hindurch. Satt wird man davon am Ende vor allem deswegen, weil der Magen genügend Zeit hat, sich voll zu fühlen. Wir verbringen die Zeit mit gemütlichen Ausflügen in die kleine Stadt, mit Spaziergängen am Ufer, an dem bei Ebbe allerhand interessantes Getier freigespült wird.

Rückflug durch die Front.
Am Samstag machen wir uns beizeiten auf den Weg nach Hause. Da ich nicht gleichzeitig mit der gestern hier durchgezogenen Regenfront über dem Jura ankommen will, starten wir schon um 09.00 Uhr LT Richtung Osten. Der Turm ist noch nicht besetzt. Also hinterlasse ich an der Glastür eine Notiz mit meiner Adresse - und den Hinweis, dass ich die Landetaxe mangels anderer Möglichkeiten aus der Ferne bezahlen werde. Geplant ist das Unterfliegen der Regenfront über dem Flachland, eine zolltechnische (also sinnlose) Zwischenlandung in Nevers und der umgehende Wiederstart für den Flug direkt nach Mollis.

Tief. Tiefer. 500 ft AGL.
Anfangs steige ich über die Wolken. Auf 7'500 Fuss gleiten wir elegant über die Tops der Rückseite der Regenfront. Irgendwann geht's dann definitiv nicht mehr höher. Dem vollgetankten und -beladenen HB-KFM geht die Puste aus. Dann machen wir halt einfach das Gegenteil. Auf etwa 50 km wolkenloser Strecke sinke ich zügig bei maximalem Speed bis auf 1'000 Fuss hinunter und unterquere im strömenden Regen über bzw. entlang der Loire die Front. Bis auf eine konzentrierte Ladung Wasser auf der Frontscheibe geht alles ohne Probleme, die Sicht ist immer mehr als ausreichend. Man muss sich einfach an die tiefen Flughöhen gewöhnen können. Dafür hat man einen ausgezeichneten Blick auf die Atomanlagen hier...

Sicht auf den ganzen Alpenbogen.
Nevers erreichen wir pünktlich. Die Zollandung ist völlig sinnfrei. Kein Mensch will uns hier sehen, schon gar nicht der viellicht vorhandene Zöllner. Der hat heute Samstag sowieso Gescheiteres zu tun. Als zahlen wir die bescheidene Landetaxe und verschwinden subito wieder. Nun sind wir ja vor der Front und damit auch wieder mitten im Hockdruck-Gebiet. Entsprechend weit reicht die Sicht. Über dem Jura ist der ganze Schweizer Alpenbogen sichtbar. Eine Wucht!

Der Flug nach Mollis ist wieder absolut problemlos. Bei der Landung stellen wir fest, dass wir plötzlich am grössten europäischen Ultraleicht-Meeting teilnehmen. Mollis hat dieses Weekend etwa 400 Kleinstflugzeuge zu Besuch. Ein ziemlicher Betrieb also. Aber auch dieses Hindernis überqueren wir problemlos und versorgen das Fliegerchen unbeschadet im Hangar. Es sollte unser letzter grosser Auslandsflug mit dem HB-KFM sein. Wenige Monate später ruiniert ihn ein an grober Selbstüberschätzung leidender 'Motor-Rad-Stuntman' und Hartz-IV-Empfänger mit seinem Töff, der ungebremst und unversichert, dafür voller Un-Vermögen ins Flugzeug knallt und einen späteren Flugzeug-Ersatz wegen Totalschadens nötig macht.

Die grösste Party aller Zeiten verpast.
Eine der weisesten Entscheidungen war dann ein Telefon-Anruf in unserem sturmfreien Zuhause. Unser Ältester hat die Gelegenheit benutzt, um am Freitagabend eine grosse Party anzusagen. Entsprechend zugerichtet muss unser Häuschen am Tag danach sein. Wir bekommen davon dank des Telefon-Anrufes und der damit zusätzlich gewonnen Zeit, um das Gröbste aufzuräumen, glücklicherweise nur Fragmente mit. Zum Beispiel finde ich noch Tage später irgendwo auf dem Grundstück Kleidungsstücke. Oder wir haben tagelang Mühe, das Wasser im Pool mit Einsatz aller vorhandenen Chemie wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Oder unsere Nachbarn (300 Meter entfernt) sprechen uns darauf an, dass letzte Nacht die Musik bis zu ihnen gehämmert habe...

Man muss nicht alles wissen. Unser Junior macht sich am Tag danach jedenfalls mit allerhand Blumensträussen zu den Nachbarinnen auf, um sich für den Trubel der letzten Nacht zu entschuldigen. Die TeilnehmerInnen der Party sprechen noch Monate später vom tollsten Anlass aller Zeiten. Muss ja gewaltig gewesen sein.

Wie auch immer - wir gehen trotzdem mal wieder auf eine Flugreise.
Auch das war ein toller und unvergesslicher Event.

Freitag, 26. November 2010

Motorflug-Ferien im Erzgebirge und in Dresden.

Eine Woche lang durften wir uns bei Beat Bünzli in seinem schönen Hotel in Bad Schlema im Erzgebirge wie die KönigInnen verwöhnen lassen. Dass wir es alle genossen haben, sieht man schon den Fotos (nebenstehenden Link auf Diaschau beachten) an.

Wenn es der Geldbeutel und das Wetter (in dieser Reihenfolge...) zulassen, leisten wir uns einmal im Jahr eine Motorflug-Ferienreise in Europa. Dorthin, wo das Wetter das am risikolosesten ermöglicht. Das war diesen Herbst der Osten Deutschlands, die neuen Bundesländer.




In Sachsen, nahe an der tschechischen Grenze, lebt ein bekannter Schweizer Segelflieger, Beat Bünzli. Seit zehn Jahren betreibt er in Bad Schlema ein Hotel direkt neben einem Radon-Kur-Bad (das hat er übrigens praktischerweise auch gleich selber gebaut). Beat wollten wir bei dieses Jahr bei dieser Gelegenheit endlich einmal besuchen.


Hochnebel.
Die Motorfliegerei während der kalten Jahreszeit nach Sichtflugregeln hat es in sich. Manchmal liest sich die Wetterkarte wie die Anleitung zu einer Geisterbahn. Tiefliegende Wolken. Schauer. Schlechte Sicht. Vereisung schon in geringen Höhen. Hochnebel. Letzteres ist noch das angenehmste aller Übel. Damit sind wir dann auch gestartet. In der Hoffnung, dass die Wetterprognosen für die nächsten Oktobertage zuträfen und sich das Hochdruckgebiet halten würde.


Der Hinflug bis Bayreuth ist das reine Vergnügen. Wir klettern nach dem Start durch die löchrige Hochnebeldecke in GlarusNord und sausen darüber hinweg bis ins Allgäu. Da herrscht das Hochdruckgebiet dann erst richtig und trocknet die Luft ab. Eine tolle Sicht bis an den Anschlag ist das Resultat. Kurz vor der Mittagspause des Controllers (er musste die Suppe wegen uns wohl zwei Minuten verschieben) landen wir in Bayreuth. Das ist eigentlich nur wegen der Verzollerei nötig. Und Bayreuth ist der nächstgelegene Zollflugplatz zu unserem definitiven Reiseziel in Chemnitz. Und Bayreuth hat alles, was der Motorflieger braucht. Von allen Arten von Betankung bis zum Instrumentenlandesystem.


Etwas erstaunt sind wir nach der Landung über die eiskalte Luft hier. Es ist gerade mal knapp über Null Grad und die Bise pfeift gehörig über die Hochebene. Also Kragen hoch und im Eilschritt in die Fliegerstube. Dort möbelt uns ein währschaftes Mittagessen wieder auf. Fröhlich und siegesgewiss starten wir später mit dem splintenneuen Motorflieger der MFG Mollis nach Chemnitz, wo wir in einer halben Stunde einzutreffen gedenken.


Die Decke schliesst sich...
Nach zehn Minuten wird es erst auf der linken, nach 15 Minuten auch auf der rechten Seite ungemütlich. Die Hochnebeldecke wächst immer mehr zu. Sieht man anfangs noch überall zu Boden, schliesst das weisse Tuch zuerst links, dann auch rechts über Tschechien im Lee des Erzgebirge komplett zu. Ich frage per Funk in Chemnitz, wie denn dort inzwischen das Wetter sei. 'Visibility below 5 kilometers, no VFR-conditions...' ist die knappe Antwort. Hmm. Schöne Geschichte. Am einfachsten ist es, wir gehen dahin zurück, wo wir herkamen und wo das Wetter problemlos war. Also 180° wenden und wieder in Bayreuth landen. Wir sind zwar solange wie geplant geflogen, aber am Ende nicht exakt dort angekommen, wo wir hinwollten... Noch vor wenigen Stunden, beim Abflug in Mollis, war Chemnitz nebelfrei. Nächstes Mal rufe ich nochmals an.


Dann halt mit dem Mietwagen.
Na, eigentlich spielt es ja keine Rolle, ob wir ab Leipzig, Dresden, Chemnitz oder Bayreuth einen Wagen mieten und zu Beat fahren. Die sind ja überall gleich schön. Eine Stunde später sitzen wir in einem Chevrolet und düsen über die Autobahn ins Erzgebirge. Es ist definitiv gescheiter gewesen, auf der Strasse hierherzukommen. Die Suppe ist dermassen dick, dass an eine Sichtflug-Landung nicht im entferntesten zu denken gewesen wäre. Daran sollte sich in den nächsten Tagen nur gelegentlich etwas ändern und mir ab und zu beim Gedanken an den Rückflug die Betriebstemperatur leicht erhöhen.

Wellnessen bei Beat.
Vorläufig lassen wir uns aber erst einmal richtig verwöhnen und geniessen die Annehmlichkeiten unserer neuen Wohnung. Das heisst hier neudeutsch 'Suuiiiith'. Hat verschiedene Zimmer, einen Aufenthaltsraum und allen Komfort, den man offenbar heute so braucht. Und nebenan ist erst noch ein paar Schritte entfernt das Kurbad. Auch hier tauchen wir bei unserem Aufenthalt dann auch ausgiebig ein und auf.



Die Aussicht aus Beats Hotel, auf den Park und das Denkmal, das an der Stelle des früheren russischen Uranbergwerkes errichtet wurde. Hier ist das Uran für die erste russische Atombombe abgebaut worden. Mit den Bewohnern Bad Schlemas sind die 'Besatzer' offenbar nicht besonders freundlich umgegangen.

Wie die Könige werden wir von Beat und seinem Team verwöhnt. Abgenommen haben wir dank der feinen Verpflegung bestimmt nicht... Und wir wissen nun sogar über die spannende und wechselvolle Geschichte Bad Schlemas Bescheid. Beat hat uns aus seinem grossen Fundus eine Menge Wissenswertes erzählt. Von den Extrazügen nach dem Ersten Weltkrieg direkt von Paris nach Bad Schlema bis zum Uranabbau der Sowjetunion unmittelbar vor den Haustüren der damaligen Bewohner für den Bau der ersten russischen Atombombe. Und von der Wieder-Auferstehung des Ortes mit dem Bau des Kurbades, das offenbar auch von den Bewohnern in der ganzen Gegend sehr geschätzt wird.

Die Frauenkirche von Dresden.


Die wunderbar restaurierte / neu aufgebaute Dresdner Frauenkirche.
Da oben auf dem Spitz sind wir gewesen...

Bei eisigen Temperaturen knapp über Null Grad und einem bissigen Nordost besuchen wir dann einen Tag lang die Sehenswürdigkeiten Dresdens. Dazu reicht ein Tag natürlich bei weitem nicht aus - d.h., wir kommen hier sicher nochmals her, um die wieder aufgebaute Stadt und ihre zahlreichen Sehenswürdigkeiten etwas genauer ansehen zu können.

Besonders in Erinnerung bleiben wird uns bis dahin der Tiefblick von der Spitze der Frauenkirche auf das Elbtal und das Schloss Dresdens. Das Barock-Innenleben der Kirche ist allerdings ebenso beeindruckend.

Tiefdruck.
Etwas schwieriger und weniger entspannt gestaltet sich dann die Rückreise. Der Nebel hält sich hartnäckig. Überlagert obendrauf von einer Kaltfront, die aus Nordwesten alle für mich erreichbaren Höhenbänder in Wolken taucht. Es wird schwierig werden, aus Bayreuth wegzukommen, noch etwas schwieriger, die Höhenzüge des Allgäus bei Leutkirch sauber überqueren zu können und vermutlich wieder etwas einfacher, die Ostschweiz durch das Rheintal queren zu können und in Mollis zu landen. Soviel lässt sich aus den Wetterkarten schon aus weiter Ferne diagnostizieren.

Da unsere Sarah am Tag der Rückreise ihren 20. Geburtstag feiert und sie unbedingt zuhause bei ihren FreundInnen feiern will, beschliessen wir deshalb, dass die ganze Familie bis auf den fliegenden Chauffeur mit dem Mietwagen nach Hause fährt und dieser hier bessere Zeiten (Wetter) abwartet. So kann sie ihren unverschiebbaren Termin wahrnehmen und ich habe keinen Stress, auch fliegen zu müssen, wenn das wegen schlechter Sicht usw. gar nicht mehr geht.

Das rettende PC-Met.
Während meine Familie also über Bayerns Autobahnen gen Süden reist, mache ich es mir im Büro des Flugleiters bequem. Konsultiere immer wieder die Wetterkarten, halte die Nase aus der Bürotür, um frühzeitig eine mögliche Startgelegenheit zu erkennen. Die Wolken stehen wirklich sehr tief. Keine 300 Fuss über dem Boden zieht die feuchte Brühe Richtung Tschechien. Und es kommt immer mehr davon daher. Derweil startet eine Piper Malibu aus Schweden auf ihrer Reise nach Kroatioen und steckt schon Sekunden nach dem Abheben in den Wolken. Das sind jene Momente, in denen ich die IFR-Flieger bis in die Haarwurzeln beneide...

Petrus hat dann aber doch etwas Erbarmen mit mir und schickt ein paar Stunden lang etwas weniger feuchte Luftmassen aus Nordwesen an die Alpen. Das sagt wenigstens der Deutsche Wetterdienst mit seiner hervorragenden GAFOR-Wetterprognose. Die grafisch sauber aufbereiteten Wetterkarten zeigen ein kleines fliegbares Fenster kurz nach dem Mittag genau in jener Richtung, in die ich fliegen möchte.

Doch noch fliegen - und leichter Stress mit dem Zoll.
Um jede Gelegenheit zu nutzen, in Bayreuth doch noch heute wegzukommen und nicht tagelang auf mögliche fliegbare Wetterfenster in einem Hotel warten zu müssen, tanke ich die Trinidad zusätzlich auf. Damit verfüge ich über ausreichend Reserven, falls ich am Ende anderso als geplant landen müsste.


Wie vom Deutschen Wetterdienst vorhergesagt, hebt sich über Mittag die Wolkenbasis soweit an, dass ich nach Sichtflugregeln starten kann. Etwas Stress verursacht nur noch die Verzollerei. Ich kann in Mollis über Mittag niemanden erreichen, um die Zollbehörden allenfalls bei der Landung aufzubieten. Im Moment scheint mir dieser Plan sowieso noch etwas theoretisch, das Wetter ist absolut grenzwertig. Noch kurz vor dem Start erreiche ich am Handy aber in letzter Minute noch die zuständige Person. Einem direkten und zollkonformen Einflug in Mollis steht deshalb nichts mehr im Wege.

Wie in einer Glocke.
Der Flug selber verläuft dann einfacher, als ich befürchtet habe. Die Wolkenbasis ist zwar grenzwertig tief, die Temperatur nahe bei Vereisung, die Sicht schlecht - aber es reicht. Ich sehe immer mindestens fünf Kilometer weit. Meistens etwa 10 km. Aber nicht weiter. Und ich muss höllisch aufpassen, nicht in Wolken zu geraten und die Sicht zu verlieren. So ist der höchste erreichte Punkt auf diesem Flug gerade mal 2'800 Fuss. Nicht schön. Aber zweckmässig. In Leutkirch ist dieser Punkt. Dort habe ich ein paar Minuten lang den Eindruck, ich flöge durch statt über die Bauernhöfe in der Nähe des dortigen Flugplatzes.



Fliegen in der 'Glocke'. Etwa so präsentiert sich der höchste Punkt der Rückreise im Raum Leutkirch und später auf der Nordseite des Bodensees (hier Lindau).

GPS sei Dank.
Was bei diesem Flug wirklich geholfen hat, ist mein GPS-System auf dem PDA. Der senkt die Arbeitslast auf den Piloten spürbar. Man weiss immer exakt, wo man ist. Kann mögliche Konflikte mit kontrollierten Lufträumen frühzeitig verhindern, bzw. liefert gleich die Funkfrequenz der zuständigen Controller. Und sollte man sich trotzdem einmal verfranseln, ist der Weg zum nächstgelegenen Flugplatz auf Knopfdruck auffindbar.

Nach Leutkirch sinkt das Gelände spürbar ab, von da an ist der Flug überhaupt kein Problem mehr. Durch's Rheintal und das Walenseegebiet wird die Sicht teilweise zwar schlechter, aber nie problematisch. Ich lande am frühen Nachmittag etwas später als in Mollis. Wegen der knappen Sichtweiten bin ich mit 55% Motorleistung geflogen. Damit ist man etwa zehn Knoten langsamer unterwegs, hat aber mehr Entscheidungszeit, wenn man einem Hügelzug ausweichen oder unter einer tief hängenden Wolke einen Weg auf Kurs finden muss.

Ich bin vor meiner Familie in Mollis, die zum Zeitpunkt meiner Landung gerade Bregenz passiert. Und vom Zoll ist auch heute wieder keine Seele zu sehen. Ist mir aber auch recht. Es wäre ja auch nichts Verzollbares da gewesen.

Jedenfalls kommen wir damit alle problemloser als erwartet und erst noch rechtzeitig nach Hause. Danach ist für mehrere Tage an Sichtflüge zwischen Bayreuth und der Ostschweiz nicht zu denken. Das Wetter ist dafür einfach zu schlecht. Das behelligt dann aber weder uns im Büro an der Arbeit noch die im Hangar im Trockenen stehende Trinidad.

Film über Jahres-Checkflug der MFGM.